– Die guten Winzer machen weiterhin guten Wein.
– Spätburgunder ist eine Diva: Entweder rattenscharf oder eine dumme Kuh!
– In Graubünden gibt es leckeren Spätburgunder – nicht nur von Gantenbeins.
– Es muss mehr türkischer Wein getrunken werden.
– Ich muss mehr Trollinger oder Vernatsch trinken.
– Deutsche Spätburgunderstilistik ist besser als ihr Ruf.
– Der Monte Bello ist so gut wie sein Ruf.
– Oregon hat noch gar keinen Ruf.
So, das war’s. Bis nächstes Jahr.
Nimmt mich dann mal bitte ein Frankreichkenner mit auf ne Proberunde durch die Frankreichhalle!?
Es bot sich an diesem Tag auch die Möglichkeit beim Weingut J.B.Becker, aus Walluf (auch im Rheingau) ein paar Weine zu probieren. Schon länger hatte ich das vor, denn der Betrieb ist dafür bekannt, Rieslinge im traditionellen Stil herzustellen. Das bedeutet: großes Holzfass, Spontangärung, späte Füllung – und somit, wenn man im Weinberg alles richtig gemacht hat, auch ein langes Leben in der Flasche. Dass das Weingut keine Website und die fruchtsüßen Weine immer ein paar Gramm Restzucker weniger, als man es heute gewohnt ist, haben, passt da nur bestens zur angenehmen fuck you – Attitüde des Inhabers Hans-Josef Beckers. Dass der macht was er will und sich, wenn es um seinen Wein geht, nicht verbiegen lässt, ist äußerst „Spaß machend“! Und so waren es auch die Weine:
2009 Riesling QbA Wallufer Berg Bildstock trocken: Im Geruch viel Aprikose und Blüten, im Mund ausgewogen, mineralisch mit einer feinen, traditionellen Holzfasswürze. Ein klassischer, strenger Stil, der keine überbordende Frucht zulässt, aber trotzdem Trinkfreude bereitet.
2009 Riesling Wallufer Walkenberg Auslese „Alte Reben“ trocken. Ich kenne noch einen, der „Auslese trocken“ bei seinen besten Lagenrieslingen, gleicher Herstellungsart aufs Etikett schreibt. Kennen Sie den auch!? Dieser hier bietet einen eleganten Duft nach reifen Trauben (!!!) und Aprikosen und auch am Gaumen schmeckt man viel reife Frucht, auch Exotik. Immer im zurückhaltenden, strengen Stil. Das macht viel viel Spaß und den 94er Weinen, die man auch verkosten konnte, nach zu urteilen, wird das auch irgendwann mal abartig cool werden!
Dem in nichts nach stehen die Spätburgunder aus dem gleichen Hause. Der 2001 Wallufer Walkenberg QbA trocken riecht nach einer feinen Melange (das Wort fiel mir spontan beim Probieren ein) aus Waldboden und knackigen Kirschen. Im Mund hatte er eine klar spürbare Säure und ansprechende Tannine. Auch dieser Wein ist geprägt von strengem, zurückhaltendem Stil. Nicht fett, nicht anbiedernd. Übrigens lagerte er 3,5 Jahre im großen Holzfass! Ein wilder Kamerad ist dagegen der 2007 Wallufer Walkenberg Spätburgunder Spätlese trocken „Alte Reben“. Erdig, fast „moorig“, Heidelbeeren und ungewöhnliche Würze sind die Eindrücke, die den Geruch des Weines prägen. Diese Würze bleibt auch im Mund erhalten und drückt sich aus durch Aromen von Liebstöckel (ja – Maggi!!!), Kräutersuppe und wieder erdigen Tönen, kombiniert mit feinem Tannin. Tja, das ist für Profis – oder besser, für Leute die warten können. Der gute Herr Becker hat auch abgewunken und gesagt: „Der ist viel zu jung, das kann man ja jetzt noch gar nicht trinken, ich hab ihn halt einfach mal mitgenommen“. Abgefahren! Ein Weingut, von dem man froh sein kann, dass es sowas (noch) gibt!
Der nächste (und an diesem Tag letzte) Abstecher führte mich ins Rheingau. Der „Rheingau“ Gemeinschaftsstand hat ein prima Gadget, nämlich eine „Erste Gewächse“ Bar mit Selbstbedienung. Da kann man in Ruhe viele Erste Gewächse eines Jahrgangs probieren – Den Unterschied zwischen „Ersten Gewächsen“ und „Großen Gewächsen“ kennt jeder? Also ich erklär das hier nicht! So angenehm diese Art der Verkostung ist, so hat sie doch leider auch ihre Auswüchse. Immer wenn es recht ordentliche Sachen unkontrolliert zur Probe gibt, gibt es auch unkontrollierte Probierer. Als ich zur Bar kam, musste sich die arme Rheingauer Weinkönigin mit zwei Assis abgeben, die in bereits beachtlichen Winkeln über der Kühltheke hingen. Ach Mensch, auf einer Fachbesuchermesse, da darf das ein paar Schülern mal passieren, dass die die Sauferei nicht im Griff haben, aber erwachsenen Leuten. Da wünscht man sich für die fleißigen Weinköniginnen schon mal die Lizenz zum Beleidigen und mit Arschtritt Rausschmeißen! Während sich also die zwei Eierköpfe noch über die körperlichen Vorzüge der gerade entschwebenden Königin unterhalten, probierte ich die ersten Ersten Gewächse. Vorweg: In den letzten Jahren habe ich fast immer an dieser Theke einige Weine bunt durcheinander probiert, aber so richtig vom Hocker gerissen hat mich nicht alles. Ohne Frage, die Weine waren in aller Regel gut, aber wenn das die Spitze der trockenen Rieslinge des Gebietes sein soll, dann könnten einige noch eine Schippe drauflegen. Noch mal vorweg: Die halbtrockenen E.G.s mag ich gar nicht. Das liegt aber sicherlich an meinen persönlichen Vorlieben: Wenn halbtrocken, dann bitte leicht. Ach ja, E.G.s dürfen nämlich bis zu 13g/L Restzucker haben. Viel Spaß gemacht hatten mir heuer diese da:
2009 Weingut Spreitzer, Hattenheimer Wisselbrunnen – Zurückhaltender Duft nach sehr reifer Frucht wie Quitte und Aprikose. Im Mund cremig mit milder Säure, viel reife Birne, hefig, fast briocheartig und süßlich. Sehr schmackhaft und lecker. Alkohol perfekt integriert.
2009 Weingut Prinz von Hessen, Winkeler Hasensprung – Sehr reife, gefällige Pfirsichfrucht, rund im Mund und gefällig. Vor ein paar Wochen hatte ich das 2009 „Dachsfilet“ des Weingutes probiert und es erschien mir etwas wilder und komplexer, aber es war auch spröder und unnahbarer als dieser Wein hier.
2009 August Kesseler, Rüdesheimer Berg Roseneck – Traubige Frucht, fein und elegant, mineralisch und lang. Ein mustergültiger Riesling, der nicht zu dünn aber auch nicht zu fett ist und eben genau so schmeckt wie man sich einen Rheingauer Riesling wünscht. Wahrscheinlich war das auch der Teuerste in der Runde!
Ein paar Spätburgunder, welche auch zu „Ersten Gewächsen“ vinifiziert werden dürfen, waren zu finden. Darunter 2008 Weingut Chat Sauvage, Johannisberger Hölle und Assmannshäuser Höllenberg. Beide waren in einem eleganten und zurückhaltenden Stil, ohne dass sie irgendwie blass wirken würden.
Außerdem noch ein 2008 Weingut Künstler, Hochheimer Reichestal. Der war sehr fein und zurückhaltend, hatte aber auch diese erdige Würze, die ich an diesem Tag schon ein paar mal in den feinsten Spätburgundern gefunden hatte.
Warum meine Notizen zu diesen Weinen so spärlich sind? – Es war eben schon kurz vor 6, am Ende eines langen Verkostungstages und so konnte ich nur recht schnell ein paar der Weine probieren. Deshalb ist dieser erste Erste Gewächs- Artikel auf keinen Fall vollständig. Aber die Weine die ich hier genannt habe bekommen auf jeden Fall das „Macht Spaß“ Siegel. Beim Kesseler’schen Riesling bin ich mir nicht sicher, ob dass nicht sogar mehr sein müsste.
Einen ungeplanten Abstecher nach Württemberg machte ich bei der Gruppe „Junges Schwaben“ – Was machen die eigentlich in zehn Jahren? Da sind die nicht mehr so jung. Also jedenfalls eiere ich so durch die Gegend, als ich plötzlich jemand treffe, den ich entfernt kenne, der jemand kennt, der jemanden kennt. Wir kommen so ins Gespräch, der Bekannte des Bekannten des Jemanden hat schon etwas viel probiert und etwas wenig gespuckt (toi toi toi, das passiert mir nicht mehr!) und sagt plötzlich: „Oah, probier mal bei dem die Rieslinge, die sind so schlecht!“ Moment mal. Was ist denn das? Will er mir Böses? Warum sollte ich denn was probieren was nicht gut ist? Das ist doch Quatsch. Ich will dass mir jemand was empfiehlt, was super ist, nichts Schlechtes. Dann hat er sich noch an dem entsprechenden Stand reingedrängelt und die freundliche junge Frau nicht gerade freundlich aufgefordert mal noch ein Glas zu reichen. Jedenfalls hab’ ich dann das Glas, darin einen Riesling aus 2009, rieche daran und denke: “Geil!“ Eine schöne mineralische Spontinase springt mir entgegen. Noten von Feuerstein und gärender Hefe, ein ganz trockener Wein, mit hintergründigen Gerbstoffen. Ein naturbelassener Riesling, schmeckbar aus bestem Lesegut und mutig vinifiziert. Das kommt aus Schwaben? Ja, vom Weingut Beurer aus Kernen bei Stetten im Remstal. Der Wein: 2009 Riesling trocken „Kieselsandstein“ aus dem Stettener Pulvermächer. Wow! Das musste ich natürlich auch dem Bekannten des Jemanden…Sie wissen schon… klar machen. Ich kann ja verstehen, wenn man keine typischen Spontis mag, wenn man eben auf richtig klare, fruchtige Weine steht. Das ist OK, aber man könnte doch bitte Qualität von Stil unterscheiden. Vor allem, wenn man Profi ist, bzw. sein will. Und wenn das nicht gelingt, dann sollte man einfach davon absehen, Berufskollegen schlecht machen zu wollen. Auf jeden Fall war die Aktion scheiße. Um so besser fand ich die Weine von den Beurers. Der nächste Wein war dann der 2009 Riesling trocken „Junges Schwaben“ – jedes Mitglied der Gruppe bereitet einen Wein, der für das Gut typisch ist und qualitativ heraussticht , dieser bekommt dann eben den Namen „Junges Schwaben“ – jedenfalls war der Wein kräftig, rund, fast schon burgunderartig, mit hefigen Noten. Im großen Holzfass gereift. Ich war sehr angetan und sagte zur (ich nehme mal an) Frau Beurer, dass ich den Wein mag und so was bestimmt toll altern kann. Nur um ein paar Sekunden später den gleichen Wein aus dem Jahrgang 1999 aus der Magnumflasche im Glas zu haben. Das nenn ich mal cool! Der 1999 Riesling trocken „Kieselsandstein“ (auch im Holzfass ausgebaut) war schön gereift, roch nach viel Quitte und Birne. Vielleicht hatte er kein supervielschichtiges Aromenspiel mehr, aber er stand klar, geradlinig und fokussiert im Glas. Toll, so schön kann trockener Riesling reifen.
Zum Schluss habe ich noch den 2010 Riesling „Gipskeuper“ als Fassprobe probiert. Der hatte eine schöne „kalkige“ Nase zu bieten, typisch mit viel reifen Aprikosen und Zitrusfrüchten. So, das waren also die „schlechten“ Rieslinge. Tss, ich fand sie alle saugut!
Nebenan habe ich noch beim Weingut Zipf aus Löwenstein den 2010 Kerner trocken mit *** probiert. Und der kann was. Viel viel gelbe Frucht wie Mirabelle und schön lang im Mund. Da kann man den Burgunder auch mal im Keller lassen. Kerner olé olé!
Mehr schweizer Wein gab es im Wallis. Zuerst beim Weingut Rouvinez. Ein moderner, sehr zuverlässiger Betrieb, wo klare und schmackhafte Weine erzeugt werden:
2009 Fendant AOC – Duftet nach Butterbirne, cremig und weich, sehr milde Säure. Tja, so sind sie, die Gutedel aus dem Wallis. Normalerweise muss man sich damit erst mal warm trinken. Aber dann machen sie Spaß!
2009 Petite Arvine „Château Lichten“ – Petite Arvine ist eine autochthone Rebsorte im Wallis und sie bringt Weine mit etwas mehr Säure hervor („mehr“ ist hier relativ zu sehen!), denen man eine gewisse Salzigkeit nachsagt. Dieser hier roch dezent nach Apfel und Birne, hatte auch diese feine Säure, aber ich hätte mir noch dazu etwas Kohlensäure gewünscht. Elegant war das aber auch so.
2009 Pinot Noir „Colline de Géronde“ – Dunkle Früchte (Brombeere), eigenwillige Mineralik mit rauchiger Note, aber ohne neues Holz (da haben die Walliser scheinbar nicht so viel Bock drauf !). Schöner Wein. (Die haben das so, sehr ähnlich auf ihrer Website stehen – ich hab’s nicht abgeschrieben, ganz ehrlich!)
2008 Humagne Rouge „Árdevaz“ – Heidelbeere, weich und Rund, gut trinkbar, im Mund Noten von Waldboden, feine Tannine.
200ja, Zweitausendundwas war es eigentlich noch mal? – Jedenfalls „Château Lichten Rouge“ – Cuvée aus Cornalin, Humagne rouge und Syrah. Von den verkosteten Weinen der „fetteste“ und somit in meinen Augen auch der internationalste, aber auch ohne Holzeinsatz. Viel reife, dunkle Frucht.
Klare Sache, alle Weine aus diesem Betrieb haben richtig Spaß gemacht und werden dem Ruf des Gutes gerecht.
Nebenan am gleichen Stand habe ich noch zwei Weine von „Caves Imesch“ probiert: Einen 2009 Cornalin „Soleil d’Or“, der mich frappierend an einen guten Dornfelder erinnerte und einen 2008 Heida „Soleil d’Or“. Dieser ist gemacht aus der Rebsorte „Savagnin“, das ist die Sorte, aus der im Jura der „Vin Jaune“ erzeugt wird, nur eben nicht so oxidativ ausgebaut wie dort. Jedenfalls hatte der Heida schöne Aromen von reifer Birne zu bieten. Im Mund war er frisch, trotz der zurückhaltenden Säure. Ein feiner und eleganter Wein.
Zusammengefasst muss ich ja schon zugeben, dass mir als Deutschweißweintrinker, die Walliser Weißweine oft ein bisschen zu wenig Säure (und auch Kohlensäure) haben. Ich weiß aber auch, dass das nach kurzer Eingewöhnungsphase (am besten vor Ort, da ist es nämlich wunderschön) verfliegt. Für Liebhaber säuremilder Weine sind diese Tröpfchen absolut empfehlenswert. Und die Roten, die in aller Regel ohne Holzeinsatz erzeugt werden, sind angenehm anders als die meisten Anderen, die man so kennt. Das macht Spaß!
Pinot Noir aus Graubünden
Da denkt jeder gleich an das Weingut Gantenbein. Für mich als Pfälzer immer für einen Lacher gut, wenn ich auf dem Etikett lese: „Spätburgunder aus Fläsch“. Ok, jeder hat davon gehört, auf der ProWein konnte man die gantenbeinschen Weine probieren. Es gibt nur Pinot Noir und Chardonnay (mit Holz). Und ja, beide werden ihrem Ruf vollauf gerecht. Aber ich möchte etwas ganz Anderes erwähnen. Nämlich, dass der Herr Gantenbein seinen Stand außerordentlich gut im Griff gehabt hat, dafür gesorgt hat, dass jeder Besucher in einer angemessenen Zeit einen Schluck Wein bekam und dabei äußerst freundlich, ruhig und zurückhaltend blieb. Das schafft nicht jeder. Ganz im Gegenteil, je besser der Winzer, um so schlechter scheint er seinen Stand im Griff zu haben. Bei manchen musste man ewig warten und durch auf und ab springen auf sich aufmerksam machen – bis der Nachbar sich dann erbarmt hat und für den Kollegen ausgeschenkt hat. (Habe ich erwähnt, dass die 2009er H. von D. großartig schmeckt!?) Manche schaffen es noch nicht mal Personal einzustellen, dass die Probierer im Auge hat, wenn sie es schon selbst nicht schaffen. Die sollten alle mal hinter einem Büffet stehen und für 200 russische Matrosen Filet Wellington aufschneiden, damit sie wissen wie das zu laufen hat! Ach das hab ich gerne gemacht: Filet Wellington UND Wein für den Chefe ausschenken. – Zurück zu Gantenbein. So wie der hinter seiner Theke war, genau so sind auch die Weine. Da stimmt einfach alles. Aber es ist grob falsch und vor allem zu teuer, nur auf die Gantenbeins zu gucken. In Graubünden (und Chur) gibt es nämlich mehr Spätburgunder, und der ist mindestens genauso gut! Probiert habe ich die am Gemeinschaftsstand der Gruppe „Pinot R(h)ein“:
Hansruedi Adank, 2009 Pinot Noir Auslese „Fläsch“ – Intensiver Tabak und Rauchgeruch, sehr erdig und würzig im Mund mit zarten Tanninen. Sehr eigenwilliger Stil, übrigens ohne neues Holz. Macht viel Spaß!
Hanspeter Lampert, 2009 Pinot Noir Sélection – zarte Frucht mit Tabaknoten und Leder. Kaum Holz spürbar, leichte Schärfe, lang, saftig und lecker. Aber die Ausstattung!
Familie Liesch, 2009 Pinot Noir Auslese „Malans“ – feine Kirsch und Tabaknoten, sehr geradlinig in Duft und Geschmack, elegante Tannine, alles auf den Punkt gebracht! Spaß, Spaß!
Zum Schluss habe ich noch den „Gruppenwein“ probiert, der „Pinot R(h)ein“. Ich rätsle nur gerade welcher Jahrgang das war. Hm… vielleicht 2008? Jedenfalls war es der strahlendste und fruchtigste, der Weine die ich probiert habe. Klar, der hat auch viel Spaß gemacht. Nicht probiert habe ich den Pinot vom Weingut „Cicero“ des Herrn Mattmann. Zweifelsohne, alle Weine waren extrem gut und hatten ihren ganz eigenen Stil. Prima!
Südtirol
Es ist ja schon so, dass man sich mit bestimmten Weinstilen aus bestimmten Gegenden erst mal warmtrinken muss. So tue ich mir immer etwas schwer, wenn ich die säurearmen Weißweine, vor allem Fendants, aus dem Wallis probiere. Umgekehrt wird sich ein walliser Weinliebhaber mit einem 2008er Riesling von der Mosel schwer tun. Aber was ich bis heute noch nicht verstanden habe ist, dass ich bei den südtiroler Weinen eigentlich immer die Roten bevorzuge. Dabei bin ich Weißweintrinker. Und das geht nicht nur mir so, sondern auch anderen Kollegen. Komisch, oder!?
Castel Sallegg, 2007 Lagrein Riserva – Dunkle Früchte, mineralischer „Eisenduft“, typische südtiroler Säure, mittlere, feine Tannine, elegant und zart, mustergültiger Südtiroler.
Castell Sallegg 2007 Merlot Riserva – Reife Frucht, etwas grünlich (positiv gemeint!) typischer Merlotduft. Etwas scharf am Gaumen (Alkohol und Säure?), trotzdem sehr fein und elegant, mit kräftigen Tanninen.
Wir haben noch den Goldmuskateller vom Castel Sallegg probiert und der war auch lecker. Aber irgendwie feiern die südtiroler Rotweine doch die wildere Party in meinem Mund.
Manincor – Das ist das Weingut, für welches man ein Loch in den Boden gegraben hat, die Kellerei reingebaut und dann den Grund wieder obendrauf geschüttet hat – inklusive Weinberg. Und wenn man sich die Homepage anguckt, dann sieht man ein Foto vom Michael Graf Goëss-Enzenberg und seiner Frau, wie sie grade auf die Rechnung für den Neubau geguckt hat. Wie auch immer, das ist ein richtiger Vorzeigebetrieb. Schön!
2010 Rosé du Manincor – schöne Frucht, kräftige Tannine, braucht was zum Essen !
2009 Pinot Nero „Mason“ – „zartes Früchtchen“, rote Beeren, vor allem Himbeere, dezent und elegant. Man bekommt ja fast Angst um ihn, so zart ist der!
2010 Kalterer See „Keil“ Vernatsch – Ja, das ist Trollinger und ich find es eine coole Rebsorte. Da werd ich mir in nächster Zeit mal ein paar Schwaben bestellen… ich schweife ab. Feiner Beerenduft, zart und angenehm, da braucht’s den Rosé nicht mehr!
2009 Lagrein „Rubatsch“ – Dunkle Früchte, zurückhaltendes Holz, welches im Mund mehr zur Geltung kommt. Schöne, feine Säure.
2007 „Castell Campan“ Merlot mit etwas Cabernet Franc und Kram – Ein absoluter Spitzenwein des Gutes, der nur in besonderen Jahren gemacht wird. Und der war auch saulecker, aber eben auch fett und dicht, und gar nicht so typisch südtirolerisch.
Muss ich noch extra schreiben, dass alle südtiroler Weine so richtig viel Spaß gemacht haben? Ach und was mir bei Manincor auch noch aufgefallen ist (gerade jetzt, bei der Nachrecherche), dass jeder Wein, und das sind nicht wenige, seinen ganz eigenen Namen hat, der auch auf dem Etikett groß zu lesen ist. Dadurch verwechselt man nichts. Schöne Sache, wenn die Leute mitdenken!